Projektraum Neun Kelche




Neun Kelche ist ein von Kira Dell und Laura Seidel kuratierter Projektraum am Pasedagplatz in Berlin-Weißensee. Im Mai 2024 kam die Künstlerin Neda Naujokaitė im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und als Assistenzkuratorin zum Team hinzu.

Seit Anfang 2021 finden hier lokale Künstler*innen einen Raum für Austausch und Begegnung. Das Programm wird aus der Nachbar*innenschaft heraus gestaltet und in Kooperationen auf nationaler und internationaler Ebene weiterentwickelt. Neun Kelche arbeitet hauptsächlich mit FLINTA*-Künstler*innen zusammen. In Solo- oder Duo-Ausstellungen entstehen ortsspezifische Installationen, die performativ oder mit Film/Video/Sound erweitert werden.

Die kuratorische Arbeit von Kira Dell und Laura Seidel baut auf einer grundsätzlich machtkritischen und intersektionalen Perspektive auf. Thematisch fokussieren sie dabei insbesondere Utopien der planetarer Koexistenz menschlicher und nicht-menschlicher Agent*innen, Ideen von kollektiver Liebe, gesellschaftliche Perspektiven auf Elternschaft und die Handlungspotentiale von künstlerischen Materialien. Anstatt ein starres kuratorisches Programm vorzugeben, werden in einem kollaborativen Aushandlungsprozess und in vertieften Atelierbesuchen thematische Überschneidungen mit Künstler*innen gesucht und die Ausstellungen daraus gemeinsam entwickelt. Das Team von Neun Kelche setzt sich kritisch mit den Arbeitsstrukturen im Kunstbetrieb auseinander und der Ausgangspunkt der kuratorischen Arbeit ist stets eine transparente, im Voraus geklärte Finanzierung. Durch langfristige Zusammenarbeit mit Projektpartner*innen möchte Neun Kelche als Initiative schnelllebigen Arbeitsstrukturen entgegenwirken.



KÜNSTLERISCHE LEITUNG

Laura Seidel und Kira Dell sind Gründerinnen und Leiterinnen vom Projektraum Neun Kelche. Beide sind freiberuflich als Kuratorinnen und Kunstvermittlerinnen tätig, seit Anfang 2018 vorrangig als kollaboratives Duo.

Kira Dell ist Kuratorin, Autorin und Dozentin; Studium Kunst- und Bildgeschichte sowie Kulturanthropologie an der Universität Hamburg, Humboldt-Universität zu Berlin und EHESS, Paris. Seit 2010 tätig als freie Kunstvermittlerin, u. a. in den Deichtorhallen, Hamburg, in der Hamburger Kunsthalle und in der Deutsche Bank Kunsthalle, Berlin. Von September 2016 bis April 2021 war Kira Dell beim Goldrausch Künstlerinnenprojekt tätig, ab Juni 2018 in der Rolle der Projektkoordinatorin. Von 2022-2024 war sie Projektmanagerin bei Das NETTZ gGmbH, einer Vernetzungsstelle gegen Hassrede und Desinformation. Seit 2016 realisiert sie als freie Dozentin Seminare und Workshops an unterschiedlichen Kunsthochschulen und Bildungseinrichtungen, wie dem bbk Bildungswerk, Kreativ Kultur Berlin oder an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Zudem ist Kira Dell seit 2016 als freie Kuratorin tätig und betreibt gemeinsam mit Laura Seidel seit April 2021 den Projektraum Neun Kelche in Berlin-Weißensee. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen auf kollaborativem Kuratieren, planetaren Perspektiven, künstlerischen Arbeitsverhältnissen und Selbstentwürfen sowie feministischen und performativen Strategien in der zeitgenössischen Kunst. Kira Dell hat eine Tochter.

Laura Seidel ist Kuratorin und Kunstvermittlerin. Sie studierte Kulturanthropologie und Kunstgeschichte an der Universität Hamburg und an der Freien Universität Berlin. Seit 2015 ist sie als freie Kunstvermittlerin tätig, u.a. in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin, in der Julia Stoschek Collection, Berlin, und DAS MINSK, Potsdam. Von 2019 bis 2022 moderierte sie die monatliche Gesprächsreihe Shell we Talk? im Zentrum für Aktuelle Kunst, Berlin. Von 2017 bis 2019 verantwortete sie die Kommunikation und Textproduktion des Künstlerstudios Julius von Bismarck. Im Anschluss arbeitete sie von 2019 bis 2020 als direktoriale Assistenz und Supervisorin in der Julia Stoschek Collection Berlin. Sie kehrte 2022 zurück in das Studio Julius von Bismarck und leitet dieses seit 2023. Gemeinsam mit Kira Dell arbeitet Laura Seidel seit 2018 als kuratorisches Duo und setzt kollaborativ Ausstellungen an wechselnden Orten um. Seit April 2021 betreiben sie gemeinsam den Projektraum Neun Kelche in Berlin Weißensee. Zudem ist Laura Seidel seit 2020 Mitglied und Kuratorin des Kollektivs CCCCCOMA Berlin. In ihrer kuratorischen Praxis fokussiert Laura Seidel die Zusammenarbeit mit FLINTA Künstler:innen, Arbeitsstrukturen des Kunstbetriebs, planetare Perspektiven und intersektionale Ansätze in der zeitgenössischen Kunst.

TEAM

Künstlerin Neda Naujokaitė ist seit Mai 2024 Teil des Teams von Neun Kelche. Vorher absolvierte sie von Januar-April 2024 ein Praktikum bei uns. Sie ist hauptsächlich verantwortlich für die Bereiche Pressearbeit, Medienmanagement und Kommunikation. Von 2019 bis 2023 studierte sie an der Kunstakademie Vilnius und absolvierte 2021-22 einen Erasmus-Austausch am ArtEZ University of the Arts (BEAR-Programm) in den Niederlanden. Neda stellt ihre künstlerischen Arbeiten seit 2016 in verschiedenen Gruppenausstellungen und Projekten aus. 2023 hatte sie ihre erste Einzelausstellung in der VDA Gallery Akademija. Im selben Jahr schloss sie ihr Studium mit einer Ausstellung Inside/Outside in der Galerie VARTAI ab. Neda ist Malerin, arbeitet aber auch mit Video und Sound. In ihrer Arbeit visualisiert sie statische und dynamische sowie innere und äußere Motive. Sie interessiert sich besonders dafür, wie bestimmte visuelle Fragmente, z. B. Reflexionen von Wolken auf der Oberfläche von Autos oder Nicht-Orte wie Straßen und Autobahnen, Erinnerungen an vergangene Orte hervorrufen können. Hierbei sind die Themen Ähnlichkeiten und Klassismus sowie das komplexe Zusammenspiel zwischen persönlichen und zwischenmenschlichen Erfahrungen der Fokus von Nedas Arbeit. Sie interessiert sich für Projekträume, die sich auf Gemeinschaft, Verbindung, Experiment und nicht-hierarchisches Arbeiten konzentrieren. Neda glaubt, dass Orte, die offen für verschiedene Austauschmöglichkeiten und eine empathisches Miteinander zwischen Künstler*innen und Kurator*innen von Bedeutung sind.

FOTOGRAFIE 
Dorothea Dittrich, Alena Schmick 

Gefördert durch Kultur Räume Berlin – Bündnis Raum für künstlerische Arbeit der Freien Szene.




Gefördert durch die Basisförderung für freie Projekträume und –initiativen im Bereich Bildende Kunst von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhang. 



Der Projektraum Neun Kelche erhielt 2022 eine Infrastrukturförderung des FB Kunst und Kultur im Bezirksamt Pankow aus Mitteln des Bezirkskulturfonds des Landes Berlin.





Neun Kelche e.V,
Pasedagplatz 3-4
(Zugang über “An der Industriebahn”)
13088 Berlin
                 

Barrierefreiheit


Adresse

Die Adresse des Projektraums ist Pasedagplatz 3-4, 13088 Berlin.

Der Zugang erfolgt allerdings über die Straße „An der Industriebahn“. Sie erkennen den Raum an den drei großen Schaufenstern und dem gelben 9K Sticker auf dem Fenster.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist jeden Freitag von 14:00 bis 19:00 Uhr geöffnet, jedoch nur während laufender Ausstellungen. Aktuelle Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie auf Instagram @neunkelche oder auf www.neunkelche.de. Sie können den Raum kostenlos betreten.

Anfahrt

Von Von der Tram- und Bushaltestelle Pasedagplatz gehen Sie um die Ecke des Gebäudes (Straße “An der Industriebahn”).

Nächste Haltestellen

M12 Weißensee, Pasedagplatz
M27 Weißensee, Pasedagplatz
X54 S Marzhan
156 Stadion Buschallee/Hansastr.

Route von der Tramhaltestelle (110 m vom Raum entfernt):




Route von der Bushaltestelle (110 m vom Raum entfernt):



Parkplätze

Vor dem Projektraum gibt es mehrere Parkplätze, allerdings sind sie stets begrenzt verfügbar.

Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrende

Der Raum verfügt über einen ebenerdigen, schwellenlosen Eingang, der einen einfachen Zugang für Rollstuhlnutzende ermöglicht.

Die Raumaufteilung erlaubt eine einfache Bewegungsfreiheit im gesamten Bereich.

Toiletten

Vor Ort stehen einige Toiletten zur Verfügung, allerdings gibt es derzeit keine vollständig barrierefreie Toilette. Die nächstgelegene öffentlich zugängliche Toilette befindet sich in der Große Seestraße 2, 13086 Berlin. (650 m vom Raum entfernt)

Zwei barrierefreie Toiletten stehen außerdem im Motorwerk Berlin, An der Industriebahn 12, 13088 Berlin, zur Verfügung. Die Bürozeiten sind von 9:00 bis 18:00 Uhr. Telefon: +49 30 609874760 | E-Mail: info@motorwerk.de. (350 m vom Raum entfernt)

Weitere barrierefreie öffentliche Toiletten in Weißensee:

-                    Berliner Allee 155, 13086 Berlin; (1.3 km vom Raum entfernt)

-                    Berliner Allee 36, 13088 Berlin; (1,9 km vom Raum entfernt)

Weitere Informationen über barrierefreies Reisen in Berlin finden Sie unter www.mobidat.net

Falls Sie weitere Fragen oder Anliegen haben, können Sie uns gerne unter neunkelche@gmail.com kontaktieren. Wir beantworten Ihre Fragen gerne und finden die beste Lösung für Ihren Besuch!




Spenden





                 




Impressum

Neun Kelche e.V.
Pasedagplatz 3-4
13088 Berlin


prost@neunkelche.de
www.neunkelche.de

Vereinsvorsitzende: Laura Seidel
Stellvertrende Vorsitzende: Kira Dell

Nummer Vereinsregister: VR 39671 B
Transparenzdatenbank Berlin: vr_039671

Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke.


































 


Move Along Before the Sun Rises

Emilie Ding and Alizée Lenox



LISTENING SESSION
5. April, 18:30 Uhr


Die Projekträume und -initiativen Neun Kelche und Display verbünden sich erneut, um den Künstlerinnen Emilie Ding und Alizée Lenox carte blanche zu geben. Im Rahmen des Projekts "Move Along Before the Sun Rises" nutzten die beiden Künstlerinnen den leeren Raum und dessen klangliche Eigenschaften während des gesamten Monats März. Das Ergebnis ist ein Mehrkanal-Klangstück, das während der Listening Session am 5. April um 18:30 Uhr im Projektraum Neun Kelche, Berlin, präsentiert wird. Zudem wird es Teil der "Sound Series", eines Online-Audioprojekts, zu dem verschiedene Gäst*innen eingeladen werden.






Durch eine sensible Annäherung an den Ort und erweiterte Feldaufnahmen komponieren Emilie Ding und Alizée Lenox ihr Stück mit den Resonanzen der Wände; sie ertasten die großen Glasfenster, die Flure und die elektrischen Geräte. Weißes Rauschen, Dronen, Vibrationen und Frequenzen verstärken die Atmosphäre vom Projektraum Neun Kelche. Die akusmatischen Klänge, zu einer Komposition zusammengefügt, in der das Zusammenspiel der Quellen – ausgewählt nach ihrer vibrativen Qualität und ihrem Timbre – mit einem multidirektionalen Soundsystem kombiniert wird, ziehen uns in eine somatische Erfahrung und eröffnen neue mentale und sensorische Projektionen.

Emilie Ding & Alizée Lenox arbeiten mit Klang und dessen Materialität, um Elemente aus Feldaufnahmen, von Instrumenten und Samples zu skulpturalen Mehrkanal-Kompositionen zu arrangieren. Oftmals ortsspezifisch, erforschen diese Installationen die Akustik innerhalb des architektonischen Körpers eines Raums, um komplexe und vielschichtige akusmatische Kompositionen von großer Intensität und Sensibilität zu erschaffen. Das daraus resultierende Erlebnis führt zu starken visuellen Assoziationen, die über die Klangquelle hinausgehen und Resonanz sowie vibrative Qualitäten verkörpern.


Die Sound Series ist hier zu hören 

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FOTOGRAFIE
CHROMA Studio




 



To want the world in a glass hat.
Bethan Hughes and Dominique Hurth



ERÖFFNUNG
13. Dezember 2024, 17 – 21 Uhr


LAUFZEIT
14. Dezember 2024 – 2. März 2025


GEÖFFNET
Freitags, 14 – 19 Uhr und auf Anfrage


Bethan Hughes und Dominique Hurth verbindet ihre jeweilige langjährige, recherchebasierte Praxis, in der sie gesellschaftliche Normen, marginalisierte Stimmen und die Materialität von Objekten befragen. In ihrer kollaborativen Ausstellung nähern sich die Künstlerinnen über den Titel To want the world in a glass hat. – ein Zitat aus dem Gedicht New Year on Dartmoor von Sylvia Plath – einander an und loten den Projektraum als Resonanzraum neu aus. Im wörtlichen Sinne setzen sie sich mit dem Projektraum und seiner architektonischen Situation auseinander: Die großen Glasfronten tragen eine ortsspezifische Klanginstallation. Im übertragenen Sinne thematisieren sie strukturelle Fragen nach Normativität und danach, wer in welchen Räumen Gehör findet, was sichtbar ist und was im Verborgenen bleibt.

Das kollaborative Projekt To want the world in a glass hat. bringt die beiden Initiativen Display (Marie DuPasquier) und Neun Kelche (Kira Dell und Laura Seidel) mit den Künstlerinnen Bethan Hughes und Dominique Hurth zusammen. Kern des Projekts ist das Netzwerk der Solidarität mit machtkritischen und kollaborativen Perspektiven, die uns in unserer kuratorischen Arbeit verbinden.


Raumtext DE  /  Raumtext EN



14. Februar, 18:30 — 20 Uhr
Listening, Sounding, Resisting | Eine gemeinsame Lesung mit diffrakt

FINISSAGE
1. März 2025, 16 – 21 Uhr

FOTOGRAFIE
Dorothea Dittrich




 


Do you have a fave?

Marlene Denningmann



ERÖFFNUNG
8. November 2024, 17 – 21 Uhr


LAUFZEIT
9. November – 1. Dezember 2024


GEÖFFNET
Freitags, 14 – 19 Uhr
und auf Anfrage  


“Was ist deine Lieblings-Sexszene?” - Um diese Frage kreist Marlene Denningmanns erste Berliner Einzelausstellung im Projektraum Neun Kelche. Im abgedunkelten Raum ist eine große Einkanal-
Videoinstallation aufgebaut. Der Teppich und die Sitzkissen davor laden dazu ein, für die circa halbstündige, eigens für die Ausstellung produzierte Videoarbeit Platz zu nehmen und über den Titel der Ausstellung und die gleichzeitige Frage im Raum - Do you have a fave? - nachzudenken.

Drei Personen liegen auf graublauen Kissen auf dem Boden und unterhalten sich, ohne sich dabei direkt anzuschauen. Die Intimitätskoordinatorin Marit Östberg, die Filmwissenschaftlerin Elena Baumeister und die Performerin Melanie Jame Wolf tauschen sich über ihre ersten medialen Erfahrungen aus, bei denen ihnen Sexszenen begegnet sind und welche Sexszenen ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind. Mit ihren Worten zeichnen sie die Szenen nach, während der Bildhintergrund schwarz bleibt und die eigentlichen Szenen nicht zu sehen sind. Unsere Gedanken malen die Sexszenen aus. Doch in ihren Erzählungen wird schnell klar, dass auch in Filmen Sex nicht immer zu Ende erzählt wird und oft durch den Kameraschwenk weg von den Protagonist*innen in der Andeutung verbleibt.

Auf drei kleinen Monitoren in der Ecke des Ausstellungsraums laufen die Sex Edits, bekannte Szenen aus Film und Fernsehen, in denen Sex thematisiert, gezeigt oder angedeutet wird. Denningmann stellt klassischen Repräsentationen des Male Gaze, wie Szenen aus dem Film Blow Up, Szenen entgegen, die Sex aus FLINTA* Perspektive zeigen.

Marlene Denningmann eröffnet mit ihrer Videoarbeit den Diskurs rund um Sex in Film und Fernsehen neu. Erfüllte Sexszenen brauchen Vorgespräche und offene Fragen darüber, womit sich das Gegenüber wohl fühlt. In diesem Sinne fragt sie die Besucher*innen mit Do you have a fave? nicht nur nach ihren Lieblingsszenen auf der Leinwand, sondern eröffnet auch die Möglichkeit eines Gesprächs über Sex und wie dieser für alle Teilnehmenden, inklusive der Zuschauenden, erfüllend sein kann.



FINISSAGE
28. November 2024, 18 – 21 Uhr
19 Uhr Artist Talk mit Marlene Denningmann und Kira Dell & Laura Seidel


FOTOGRAFIE
Dorothea Dittrich






 



Alle Menschen werden Brüder

Theresa Weber


// Berlin Art Week


ERÖFFNUNG
13. September 2024, 17 – 22 Uhr

PERFORMANCE
14. September 2024, 17 Uhr
Performance Die 9. Sinfonie und die Dichte des Waldes von Theresa Weber, Nathanael Amadou Kliebhan, Tiffani Achilleas und Maia Joseph




LAUFZEIT
14. September – 27. Oktober 2024


GEÖFFNET
Freitags, 14 – 19 Uhr
und auf Anfrage  

Die Totenmaske Ludwig van Beethovens zieht sich in der Einzelausstellung Alle Menschen werden Brüder von Theresa Weber durch den gesamten Projektraum Neun Kelche. Wieder und wieder ist sie zentrales Bildelement der skulpturalen Malereien. Details aus den Malereien werden ebenfalls zum wiederkehrenden Muster der wandhohen Tapete Beethoven Wall - Density of the forest. Die Totenmaske wird in der Dichte ihrer Reproduktion zu einer symbolischen Waldlandschaft des Pluralismus. In der Beethoven Serie greift Weber bereits seit 2022 die immer wieder neu entfachte Debatte auf, ob Ludwig van Beethoven (1770-1827), einer der berühmtesten europäischen Komponisten, einen Schwarzen Hintergrund gehabt haben könnte. 


In ihrer Perspektive als Künstlerin mit jamaikanischem, deutschem und griechischem Familienhintergrund greift Weber als weitere Auseinandersetzung mit diasporischen Identitäten das Konzept des Rhizoms, wie es von den französischen Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari beschrieben wurde, auf. Es beschreibt ein nicht-hierarchisches Netzwerk, das über geografische und genealogische Fixierungen hinaus Verbindungen schafft. Das Rhizom breitet sich durch eine Vielzahl von Beziehungen und Erinnerungen über Raum und Zeit aus. Diese Struktur ermöglicht es, trotz geographischer Trennung eine Verbindung zwischen Vorfahren und Gegenwart zu wahren und ein kollektives Gedächtnis zu formen. Was passiert, wenn die überlebenden Spuren im kollektiven diasporischen Gedächtnis sichtbar werden? Die sechs quadratischen Malereien, die über die Tapete gehängt sind, stammen aus Webers neuer Serie Ghost. Beinahe wirken sie wie ein Echo der rhizomatischen Tapetenwelt und fragen, welche Geister unsere Vergangenheit noch bereithält.

Die Malereien im Raum sind zudem aus zahlreichen Papierdrucken der Totenmaske, aus Acrylpaste, Mosaiksteinen, Murmeln und Acrylnägeln zusammengesetzt. Die Köpfe van Beethovens schweben einzeln oder mehrfach neben- und übereinander gruppiert wie Inseln eines Archipels innerhalb eines Musters, das Korallenriffen oder Wurzeln gleicht. Besonders in den großformatigen Malereien Alle Menschen werden Brüder und Moonlight an den beiden Querseiten des Raums lassen sich diese Inseln, umrahmt von einem schwarzen Ozean, ausmachen.


FINISSAGE
Finissage:  26. Oktober 2024
Open House in Zusammenarbeit mit Berlinklusion 15 – 18 Uhr
im Anschluss Finissage 18 – 21 Uhr, mit Artist Talk um 19 Uhr


FOTOGRAFIE
Joanna Wilk





 




Outlaw Feelings
Melanie Jame Wolf



ERÖFFNUNG
8. Juni 2024, 17 – 22 Uhr
18 Uhr: Performance Burden Ballads von Melanie Jame Wolf,
MINQ und Maxi Wallenhorst // Project Space Festival


LAUFZEIT
9. Juni – 21. Juli 2024


GEÖFFNET
Freitags, 14 – 19 Uhr
und auf Anfrage  


In der Einzelausstellung Outlaw Feelings von Melanie Jame Wolf betreten die Besucher*innen eine Szenerie. Ihre Mitte ist frei und bietet Raum für Körper, die auf ihr verweilen, sich bewegen, interagieren. Verschiedene Skulpturen lassen nicht recht erahnen ob der große performative Moment der Szene schon verstrichen ist oder ob mit etwas Geduld, die den Objekten eingeschriebene Nutzung bald beobachtet werden kann. Doch die Szenerie bleibt trotz des Spannungspotentials still.

Als Teil von Wolfs langjähriger Forschung über die Performativität von Objekten und Materialien inszeniert die Künstlerin mehrere skulpturale Arbeiten als Darsteller*innen einer Erzählung über geächtete Gefühle und Gefühle von Geächteten. Wolf rückt in ihrer ortsspezifischen Installation nicht durchlässige und schützende Materialien in den Fokus. Die Objekte versteht sie als improvisierte Werkzeuge, um Gefühlswelten und Erwartungen an die Eindämmung von Emotionen durch Andere entlang von Klassen- und Geschlechtergrenzen sowie Rassismuserfahrungen zu navigieren.


die Bürde der Gnade besteht darin, Dankbarkeit für eine Gabe auszudrücken, die dich zermalmt

die Bürde der Trauer besteht darin, nicht monströs zu werden, wenn man sich so sehr wie ein Tier fühlt



Der Titel der Ausstellung Outlaw Feelings ist dem Begriff der Outlaw Emotions entlehnt, den Alison M. Jaggar in ihrem Artikel Love and knowledge: Emotion in feminist epistemology von 1989 näher beschreibt. Jaggar beleuchtet eingehend das Potential des Wissensgewinns durch Emotionen und sieht in den Outlaw Emotions, den Gefühlen der gesellschaftlich Geächteten oder den eigenen Gefühlen abseits eines kollektiven Wertesystems ein subversives Potential, um vorherrschende Machtstrukturen zu durchbrechen. Wolf, deren Praxis ein sprachliches Feingefühl und Humor zugrunde liegt, macht sich den Begriff mit dem Wortwitz outlaw feelings, der sowohl den Ausruf danach, Gefühle abzuschaffen sowie die Gefühle der gesellschaftlich Ausgeschlossenen beinhaltet, zu eigen. Sie fokussiert diese subversive Kraft zurückgehaltener Gefühle – wie Trauer, Wut, schwarzer Humor und „zu laute“ Freude. Diesem Biest, das in uns wohnt und das abhängig von Faktoren wie Klassenzugehörigkeit auf unterschiedliche Weise gezähmt wurde, gilt es Einhalt zu gebieten. Aber was, wenn es beginnt zu sabbern und unbändige Emotionalität im falschen Moment aus uns heraus läuft?



FINISSAGE
12. Juli 2024, 17 – 22 Uhr
18:30 Uhr: Performance Further Ballads of Outlaw Feelings und Künstlerinnengespräch mit Melanie Jame Wolf und Linnéa Meiners

FOTOGRAFIE
Ausstellung: Dorothea Dittrich
Performance: Rosanna Graf


Begleitprogram


Do you have a fave?
Marlene Denningmann


ERÖFFNUNG
8. November 2024, 17 – 21 Uhr



FINISSAGE
28. November 2024, 18 – 21 Uhr
19 Uhr Artist Talk mit Marlene Denningmann und Kira Dell & Laura Seidel






FOTOGRAFIE
Neun Kelche

Begleitprogram


Alle Menschen werden Brüder
Theresa Weber


// Berlin Art Week


PERFORMANCE
14. September 2024, 17 Uhr
Performance Die 9. Sinfonie und die Dichte des Waldes von Theresa Weber, Nathanael Amadou Kliebhan, Tiffani Achilleas und Maia Joseph





Am Samstag, den 14. September 2024, findet im Rahmen des Programms der Berlin Art Week die Performance Die 9. Sinfonie und die Dichte des Waldes statt. Theresa Weber arbeitet immer wieder kollaborativ und insbesondere bei ihren Performances mit wiederkehrenden Kollaborationspartner*innen zusammen. Für die Ausstellung Alle Menschen werden Brüder im Projektraum Neun Kelche kooperiert sie erneut mit dem afrodeutschen Soundkünstler Nathanael Amadou Kliebhan. Im Fokus der Performance stehen die kostümartigen textilen Skulpturen Webers oder Woven Bodies, die von weiteren Performer*innen aktiviert werden. Die Woven Bodies können als Körpererweiterungen gesehen werden und hinterfragen, was dem kulturellen Körper Bedeutung verleiht. Sie verbinden das Individuum mit einem Netzwerk aus Vergangenheit und Gegenwart, aus Vorfahren und Mitmenschen. Im Anschluss folgt eine performative Lesung der Künstlerin, die über ihre poetischen Texte weitere Zugänge zu ihrer künstlerischen Recherche zu Afro-Deutscher Geschichte und "White-Passing" eröffnet.






FOTOGRAFIE
ink Agop



FINISSAGE
Finissage:  26. Oktober 2024
Open House in Zusammenarbeit mit Berlinklusion 15 – 18 Uhr
im Anschluss Finissage 18 – 21 Uhr, mit Artist Talk um 19 Uhr



Am Nachmittag der Finissage findet das Format Open House statt, dass Neun Kelche in Zusammenarbeit mit Berlinklusion ausrichtet. Berlinklusion ist ein Netzwerk, das sich für den Abbau von Barrieren in Kunst und Kultur einsetzt und von Kate Brehme, Dirk Sorge, Jovana Komnenic und Kirstin Broussard geleitet wird. Das Team besteht aus sowohl behinderten als auch nicht behinderten Künstler*innen und Kunstvermittler*innen, die darauf abzielen, Berlins Kulturlandschaft positiv zu verändern, indem sie Inklusion fördern und die Zugänglichkeit für Künstler*innen, Kulturschaffende, Teilnehmende und Publikum mit und ohne Behinderung verbessern.

Der inklusive Familienworkshop findet von 15:00 bis 18:00 Uhr im Projektraum Neun Kelche statt. Während dieses Workshops sind die Teilnehmenden eingeladen, sich mit den Werken von Weber auseinanderzusetzen, insbesondere mit dem Konzept des Rhizoms, das verschiedene Formen betont, die zu einem verflochtenen Ganzen werden. Die Teilnehmenden werden zudem ihre eigenen Identitäten sowie die der Menschen, denen sie im Workshop begegnen, reflektieren und einbeziehen. Alle sind herzlich eingeladen, teilzunehmen.





Anlässlich der Finissage von Theresa Webers Einzelausstellung Alle Menschen werden Brüder präsentiert Neun Kelche ein Gespräch mit der Künstlerin und Julia Grosse, Autorin, Kuratorin und Mitbegründerin von Contemporary And (C&). Theresa Weber schafft Installationen, Skulpturen und Performances, die Machtdynamiken hinterfragen und antikoloniale Narrative erforschen. Eine von Webers zentralen Thesen ist, dass jede hybride Identität als ein Netzwerk verstanden werden kann - fließend, komplex und unfixiert. Die ständige Neuerfindung von Kultur in der Diaspora ist ein zentraler Schwerpunkt ihrer Arbeit und Ausgangspunkt für ihre Diskussion mit Julia Grosse und dem Publikum.



FOTOGRAFIE
Neun Kelche

Begleitprogram


Outlaw Feelings
Melanie Jame Wolf

ERÖFFNUNG
8. Juni 2024, 17 – 22 Uhr
18 Uhr: Performance Burden Ballads von Melanie Jame Wolf,
MINQ und Maxi Wallenhorst // Project Space Festival








FOTOGRAFIE
Rosanna Graf



Begleitprogram


Without any Consideration for the Gods
Mary Maggic mit Mira Brunner, Gabrielle Fonta, Marie Jeschke, Mizi Lee und Neda Naujokaitė

ERÖFFNUNG
22. März 2024, 17 – 21 Uhr
18:30 Uhr: Performance mit Mary Maggic




FOTOGRAFIE
Rosanna Graf


Begleitprogram


Kleber und Falten
Julia Lübbecke



10. & 11. November
In Kooperation mit dem Projekt After Accumulation des Excellence Clusters Temporal Communities an der Freien Universität Berlin wird es im Rahmen der Ausstellung einen Workshop zum Thema Touching the Archive geben. Dieser findet am 10.11. im Schwulen Museum und am 11.11. bei Neun Kelche statt.





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Workshop: Maxine Vajt


Finissage: 15. December 2023, 17 – 21 Uhr
18 Uhr: Lecture Performance und Künstlerinnengespräch mit Julia Lübbecke




FOTOGRAFIE
Lecture Performance: Neun Kelche 
Detail shots: Julia Lübbecke