Do you have a fave?

Marlene Denningmann



ERÖFFNUNG
8. November 2024, 17 – 21 Uhr

LAUFZEIT
9. November – 1. Dezember 2024


GEÖFFNET
Freitags, 14 – 19 Uhr
und auf Anfrage  


“Was ist deine Lieblings-Sexszene?” - Um diese Frage kreist Marlene Denningmanns erste Berliner Einzelausstellung im Projektraum Neun Kelche. Im abgedunkelten Raum ist eine große Einkanal-
Videoinstallation aufgebaut. Der Teppich und die Sitzkissen davor laden dazu ein, für die circa halbstündige, eigens für die Ausstellung produzierte Videoarbeit Platz zu nehmen und über den Titel der Ausstellung und die gleichzeitige Frage im Raum - Do you have a fave? - nachzudenken.

Drei Personen liegen auf graublauen Kissen auf dem Boden und unterhalten sich, ohne sich dabei direkt anzuschauen. Die Intimitätskoordinatorin Marit Östberg, die Filmwissenschaftlerin Elena Baumeister und die Performerin Melanie Jame Wolf tauschen sich über ihre ersten medialen Erfahrungen aus, bei denen ihnen Sexszenen begegnet sind und welche Sexszenen ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind. Mit ihren Worten zeichnen sie die Szenen nach, während der Bildhintergrund schwarz bleibt und die eigentlichen Szenen nicht zu sehen sind. Unsere Gedanken malen die Sexszenen aus. Doch in ihren Erzählungen wird schnell klar, dass auch in Filmen Sex nicht immer zu Ende erzählt wird und oft durch den Kameraschwenk weg von den Protagonist*innen in der Andeutung verbleibt.

Auf drei kleinen Monitoren in der Ecke des Ausstellungsraums laufen die Sex Edits, bekannte Szenen aus Film und Fernsehen, in denen Sex thematisiert, gezeigt oder angedeutet wird. Denningmann stellt klassischen Repräsentationen des Male Gaze, wie Szenen aus dem Film Blow Up, Szenen entgegen, die Sex aus FLINTA* Perspektive zeigen.

Marlene Denningmann eröffnet mit ihrer Videoarbeit den Diskurs rund um Sex in Film und Fernsehen neu. Erfüllte Sexszenen brauchen Vorgespräche und offene Fragen darüber, womit sich das Gegenüber wohl fühlt. In diesem Sinne fragt sie die Besucher*innen mit Do you have a fave? nicht nur nach ihren Lieblingsszenen auf der Leinwand, sondern eröffnet auch die Möglichkeit eines Gesprächs über Sex und wie dieser für alle Teilnehmenden, inklusive der Zuschauenden, erfüllend sein kann.



FINISSAGE
28. November 2024, 18 – 21 Uhr
19 Uhr Artist Talk Marlene Denningmann und Kira Dell & Laura Seidel

FOTOGRAFIE
Dorothea Dittrich






 



Alle Menschen werden Brüder

Theresa Weber


// Berlin Art Week


ERÖFFNUNG
13. September 2024, 17 – 22 Uhr

PERFORMANCE
14. September 2024, 17 Uhr
Performance Die 9. Sinfonie und die Dichte des Waldes von Theresa Weber, Nathanael Amadou Kliebhan, Tiffani Achilleas und Maia Joseph

LAUFZEIT
14. September – 27. Oktober 2024


GEÖFFNET
Freitags, 14 – 19 Uhr
und auf Anfrage  

Die Totenmaske Ludwig van Beethovens zieht sich in der Einzelausstellung Alle Menschen werden Brüder von Theresa Weber durch den gesamten Projektraum Neun Kelche. Wieder und wieder ist sie zentrales Bildelement der skulpturalen Malereien. Details aus den Malereien werden ebenfalls zum wiederkehrenden Muster der wandhohen Tapete Beethoven Wall - Density of the forest. Die Totenmaske wird in der Dichte ihrer Reproduktion zu einer symbolischen Waldlandschaft des Pluralismus. In der Beethoven Serie greift Weber bereits seit 2022 die immer wieder neu entfachte Debatte auf, ob Ludwig van Beethoven (1770-1827), einer der berühmtesten europäischen Komponisten, einen Schwarzen Hintergrund gehabt haben könnte. 


In ihrer Perspektive als Künstlerin mit jamaikanischem, deutschem und griechischem Familienhintergrund greift Weber als weitere Auseinandersetzung mit diasporischen Identitäten das Konzept des Rhizoms, wie es von den französischen Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari beschrieben wurde, auf. Es beschreibt ein nicht-hierarchisches Netzwerk, das über geografische und genealogische Fixierungen hinaus Verbindungen schafft. Das Rhizom breitet sich durch eine Vielzahl von Beziehungen und Erinnerungen über Raum und Zeit aus. Diese Struktur ermöglicht es, trotz geographischer Trennung eine Verbindung zwischen Vorfahren und Gegenwart zu wahren und ein kollektives Gedächtnis zu formen. Was passiert, wenn die überlebenden Spuren im kollektiven diasporischen Gedächtnis sichtbar werden? Die sechs quadratischen Malereien, die über die Tapete gehängt sind, stammen aus Webers neuer Serie Ghost. Beinahe wirken sie wie ein Echo der rhizomatischen Tapetenwelt und fragen, welche Geister unsere Vergangenheit noch bereithält.

Die Malereien im Raum sind zudem aus zahlreichen Papierdrucken der Totenmaske, aus Acrylpaste, Mosaiksteinen, Murmeln und Acrylnägeln zusammengesetzt. Die Köpfe van Beethovens schweben einzeln oder mehrfach neben- und übereinander gruppiert wie Inseln eines Archipels innerhalb eines Musters, das Korallenriffen oder Wurzeln gleicht. Besonders in den großformatigen Malereien Alle Menschen werden Brüder und Moonlight an den beiden Querseiten des Raums lassen sich diese Inseln, umrahmt von einem schwarzen Ozean, ausmachen.


FINISSAGE
Finissage:  26. Oktober 2024
Open House in Zusammenarbeit mit Berlinklusion 15 – 18 Uhr
im Anschluss Finissage 18 – 21 Uhr, mit Artist Talk um 19 Uhr

FOTOGRAFIE
Joanna Wilk





 




Outlaw Feelings
Melanie Jame Wolf



ERÖFFNUNG
8. Juni 2024, 17 – 22 Uhr
18 Uhr: Performance Burden Ballads von Melanie Jame Wolf,
MINQ und Maxi Wallenhorst // Project Space Festival


LAUFZEIT
9. Juni – 21. Juli 2024


GEÖFFNET
Freitags, 14 – 19 Uhr
und auf Anfrage  


In der Einzelausstellung Outlaw Feelings von Melanie Jame Wolf betreten die Besucher*innen eine Szenerie. Ihre Mitte ist frei und bietet Raum für Körper, die auf ihr verweilen, sich bewegen, interagieren. Verschiedene Skulpturen lassen nicht recht erahnen ob der große performative Moment der Szene schon verstrichen ist oder ob mit etwas Geduld, die den Objekten eingeschriebene Nutzung bald beobachtet werden kann. Doch die Szenerie bleibt trotz des Spannungspotentials still.

Als Teil von Wolfs langjähriger Forschung über die Performativität von Objekten und Materialien inszeniert die Künstlerin mehrere skulpturale Arbeiten als Darsteller*innen einer Erzählung über geächtete Gefühle und Gefühle von Geächteten. Wolf rückt in ihrer ortsspezifischen Installation nicht durchlässige und schützende Materialien in den Fokus. Die Objekte versteht sie als improvisierte Werkzeuge, um Gefühlswelten und Erwartungen an die Eindämmung von Emotionen durch Andere entlang von Klassen- und Geschlechtergrenzen sowie Rassismuserfahrungen zu navigieren.


die Bürde der Gnade besteht darin, Dankbarkeit für eine Gabe auszudrücken, die dich zermalmt

die Bürde der Trauer besteht darin, nicht monströs zu werden, wenn man sich so sehr wie ein Tier fühlt



Der Titel der Ausstellung Outlaw Feelings ist dem Begriff der Outlaw Emotions entlehnt, den Alison M. Jaggar in ihrem Artikel Love and knowledge: Emotion in feminist epistemology von 1989 näher beschreibt. Jaggar beleuchtet eingehend das Potential des Wissensgewinns durch Emotionen und sieht in den Outlaw Emotions, den Gefühlen der gesellschaftlich Geächteten oder den eigenen Gefühlen abseits eines kollektiven Wertesystems ein subversives Potential, um vorherrschende Machtstrukturen zu durchbrechen. Wolf, deren Praxis ein sprachliches Feingefühl und Humor zugrunde liegt, macht sich den Begriff mit dem Wortwitz outlaw feelings, der sowohl den Ausruf danach, Gefühle abzuschaffen sowie die Gefühle der gesellschaftlich Ausgeschlossenen beinhaltet, zu eigen. Sie fokussiert diese subversive Kraft zurückgehaltener Gefühle – wie Trauer, Wut, schwarzer Humor und „zu laute“ Freude. Diesem Biest, das in uns wohnt und das abhängig von Faktoren wie Klassenzugehörigkeit auf unterschiedliche Weise gezähmt wurde, gilt es Einhalt zu gebieten. Aber was, wenn es beginnt zu sabbern und unbändige Emotionalität im falschen Moment aus uns heraus läuft?



FINISSAGE
12. Juli 2024, 17 – 22 Uhr
18:30 Uhr: Performance Further Ballads of Outlaw Feelings und Künstlerinnengespräch mit Melanie Jame Wolf und Linnéa Meiners

FOTOGRAFIE
Ausstellung: Dorothea Dittrich
Performance: Rosanna Graf



Without any Consideration for the Gods
Mary Maggic mit Mira Brunner, Gabrielle Fonta, Marie Jeschke, Mizi Lee und Neda Naujokaitė



WORKSHOP TAGE
20.+ 21. März 2024, 11 – 17 Uhr


LAUFZEIT
23. März – 21. April 2024




ERÖFFNUNG
22. März 2024, 17 – 21 Uhr
18:30 Uhr: Performance mit Mary Maggic


Mary Maggic begreift das Format Workshopology als einen Modus kollaborativen Lernens, Scheiterns und Ausprobierens. Jenseits erprobter didaktischer Pfade widmete sich Mary Maggic zusammen mit Mira Brunner, Gabrielle Fonta, Marie Jeschke, Mizi Lee und Neda Naujokaitė an zwei Workshop Tagen den toxischen Agent*innen und Verbindungen in der Umgebung des Projektraums, die uns gleichermaßen beeinflussen wie wir sie. Gemeinsam sammelten die Teilnehmer*innen Abfallmaterialien in Weißensee, um das Handlungspotential von toxischen Molekülen zu verkörpern und deren fortlaufendem Anteil an der Konstitution unserer Umgebung nachzuspüren. Während des Workshops durchliefen die Teilnehmenden unterschiedliche Phasen und wurden mit der Entfremdung der eigenen Umgebung konfrontiert. Aus ihrem gemeinsamen Arbeitsprozess entstand die kollektive Ausstellung Without any Consideration for the Gods. Sie filmten ihre Suche, arbeiteten mit einer Sci-Fi Schreibübung, um das Erlebte zu verarbeiten und lernen die gefundenen Materialien mit verbundenen Augen kennen. Klebrige Masse wurde als Agent*in hinzugezogen, der*die Erfahrungen, Erinnerungen, Tragödien und Kräfte der Teilnehmenden miteinander verbindet. Der Ausgang dieser gemeinsamen Suche war während des Workshops ungewiss und ist auch zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Textes noch nicht klar. Wir laden zum Betrachten einer uns gewohnten Umgebung ein, die sonst nur beiläufig am Straßenrand unsere Wege rahmt.

FINISSAGE
20. April 2024, 17 – 21 Uhr

FOTOGRAFIE
Joanna Wilk


 



Kleber und Falten
Julia Lübbecke



ERÖFFNUNG
27. Oktober 2023, 17 – 21 Uhr

LAUFZEIT
28. Oktober – 04. Februar 2024


GEÖFFNET
2023: 17.11. / 24.11. / 01.12. / 08.12. / 15.12.  von 14-19 Uhr
2024: 19.01. / 26.01. / 02.02. von 14-19 Uhr
und auf Anfrage


Die Arbeit mit Archiven von unten bildet einen wichtigen Bestandteil von Julia Lübbeckes künstlerischer Recherche. Die dort versammel­ten Kämpfe um das Recht auf Abtreibung, Kinderbetreuung oder faire Löhne haben an Rele­vanz nicht verloren. In ihrer Einzelausstellung Kleber und Falten fokussiert Lübbecke die Materialität dieser Wissensorte. Im Gegensatz zu institutionellen Archiven spiegelt sich die Prekarität der Inhalte auch in den Archivalien wider: Sonneneinstrahlung, Schweißablage­rung oder ein Gemenge von Papier und Gummi erschaffen eine eigene Patina. Ausgelaugte Materialien stoßen auf die von ihnen dargestellten ausgelaugten Körper. Diese Verschränkung von Materialien und politischen Kämpfen sowie die eigene körperliche Präsenz im Archiv macht die Künstlerin zum Ausstellungsthema und übersetzt dies in eine raumgreifende Installation.

Julia Lübbecke beschäftigt sich in ihrer Praxis mit dem Zusammenhang von Körper, Institution und Gefühlszuständen. Hierbei interessiert sie das Potential von Begehren oder Unbehagen, welches die Schwerpunkte ihres subjektiven Archivs bilden. Mit diesem Begriff beschreibt sie ihre eigene Praxis des fortlau­fenden Sammelns, die darauf abzielt, flüchtige Wissensformen zu entwickeln, die herr­schende Ordnungsstrukturen brüchig werden lassen.




10. & 11. November
In Kooperation mit dem Projekt After Accumulation des Excellence Clusters Temporal Communities an der Freien Universität Berlin wird es im Rahmen der Ausstellung einen Workshop zum Thema Touching the Archive geben. Dieser findet am 10.11. im Schwulen Museum und am 11.11. bei Neun Kelche statt.

Finissage: 15. December 2023, 17 – 21 Uhr
18 Uhr: Lecture Performance und Künstlerinnengespräch mit Julia Lübbecke

FOTOGRAFIE
Dorothea Dittrich





Begleitprogram


Alle Menschen werden Brüder
Theresa Weber


// Berlin Art Week


PERFORMANCE
14. September 2024, 17 Uhr
Performance Die 9. Sinfonie und die Dichte des Waldes von Theresa Weber, Nathanael Amadou Kliebhan, Tiffani Achilleas und Maia Joseph






FOTOGRAFIE
ink Agop

Begleitprogram


Outlaw Feelings
Melanie Jame Wolf

ERÖFFNUNG
8. Juni 2024, 17 – 22 Uhr
18 Uhr: Performance Burden Ballads von Melanie Jame Wolf,
MINQ und Maxi Wallenhorst // Project Space Festival








FOTOGRAFIE
Rosanna Graf



Begleitprogram


Without any Consideration for the Gods
Mary Maggic mit Mira Brunner, Gabrielle Fonta, Marie Jeschke, Mizi Lee und Neda Naujokaitė

ERÖFFNUNG
22. März 2024, 17 – 21 Uhr
18:30 Uhr: Performance mit Mary Maggic




FOTOGRAFIE
Rosanna Graf


Begleitprogram


Kleber und Falten
Julia Lübbecke



10. & 11. November
In Kooperation mit dem Projekt After Accumulation des Excellence Clusters Temporal Communities an der Freien Universität Berlin wird es im Rahmen der Ausstellung einen Workshop zum Thema Touching the Archive geben. Dieser findet am 10.11. im Schwulen Museum und am 11.11. bei Neun Kelche statt.





FOTOGRAFIE
Workshop: Maxine Vajt


Finissage: 15. December 2023, 17 – 21 Uhr
18 Uhr: Lecture Performance und Künstlerinnengespräch mit Julia Lübbecke




FOTOGRAFIE
Lecture Performance: Neun Kelche 
Detail shots: Julia Lübbecke

Begleitprogram


I know what to do
Sunny Pfalzer



6. August 2023, 16 – 20 Uhr
18 Uhr: Performance von Marshall Vincent



FOTOGRAFIE
ink Agop